Wir dachten, unsere Webseite sei nachhaltig...
In diesem Artikel zeigen wir, warum selbst einfache Seiten CO₂ verursachen, wie unser „F“ zustande kam und was wir konkret verändert haben.

Wir dachten, unsere Website sei nachhaltig – dann bekamen wir ein F
Wir entwickeln Websites – schnell, modern, performant. Und natürlich dachten wir: Unsere eigene Seite ist da keine Ausnahme. Kein WordPress, kein Tracking, Server in Deutschland, gebaut mit Next.js. Nachhaltig genug, oder?
Dann haben wir sie durch den Website Carbon Calculator getestet. Das Ergebnis: F.
Die schlechteste Bewertung, die man bekommen kann.
Warum Nachhaltigkeit im Web überhaupt wichtig ist
Das Internet ist nicht immateriell – jede Seite, die wir bauen, jede Datei, die geladen wird, verbraucht Energie. Und zwar nicht wenig:
- Das Internet verursacht inzwischen rund 4 % der weltweiten CO₂-Emissionen – mehr als der globale Flugverkehr.
- Rechenzentren weltweit verbrauchen mehr Strom als ganz Großbritannien.
- Jedes Byte, das übertragen wird, bedeutet Stromverbrauch – auf Servern, in Netzwerken und auf den Endgeräten der Nutzerinnen und Nutzer.
Nachhaltigkeit im Webdesign heißt deshalb: Daten sparen, Ressourcen schonen und grün hosten.
Warum unsere Seite ein F bekommen hat
Unser Projekt lief zunächst bei Contabo, einem Hosting-Anbieter mit Rechenzentrum in Deutschland. Obwohl Contabo generell als kostengünstig und performant gilt, fehlte eine zertifizierte Angabe zur Nutzung von Ökostrom.
Der Website Carbon Calculator bewertet Hosting-Anbieter unter anderem danach, ob sie nachweislich mit grünem Strom arbeiten. Da Contabo diese Zertifizierung nicht nachweist, wurde unser Hosting automatisch als „nicht grün“ eingestuft.
Hinzu kamen technische Punkte:
- Unsere Seite lief mit Client-Side Rendering (CSR) statt statisch oder serverseitig. Das bedeutet: Der Browser übernimmt das Rendern – was mehr JavaScript und somit mehr Energie auf der Nutzerseite bedeutet.
- Bilder waren unkomprimiert eingebunden.
- Caching war nicht oder nur teilweise implementiert.
- Es wurden zu viele verschiedene Fonts geladen.
- Lazy Loading und andere Optimierungen fehlten noch.
Kurz gesagt: Obwohl die Seite optisch schlank wirkte, war sie technisch nicht besonders effizient.
Was wir daraus gelernt haben
Nach dem Test haben wir unseren Hosting-Anbieter gewechselt. Wir hosten unsere Seite jetzt bei Tube Hosting, die nach eigener Angabe vom niederländischen Strommix beziehen, der zu mehr als 50% aus erneuerbaren Energien besteht. Unsere Note hat sich durch ein ebenso fehlendes Zertifikat zwar nicht verändert, nachhaltiger sind wir aber deutlich. Außerdem haben wir einige technische Punkte überarbeitet:
- Umstellung auf statische Generierung oder Server-Side Rendering, je nach Seite
- Bildgrößen stark reduziert
- Caching-Regeln optimiert
- Fonts reduziert und nur lokal eingebunden
- Unnötige Skripte entfernt
Diese Änderungen hatten nicht nur Auswirkungen auf das Rating – sie haben auch ganz konkret die Ladegeschwindigkeit verbessert.
Nachhaltigkeit fängt beim Code an
Was wir durch diesen Prozess gelernt haben: Nachhaltigkeit ist im Web nicht nur eine Frage des Hostings. Sie beginnt bei jeder Codezeile und jeder gestalterischen Entscheidung.
- Brauchen wir wirklich fünf verschiedene Schriftarten?
- Müssen alle Inhalte sofort geladen werden?
- Können wir Datenmenge einsparen, ohne die Nutzererfahrung zu verschlechtern?
Wer Websites baut, beeinflusst direkt, wie viel Energie Nutzerinnen und Nutzer beim Besuch einer Seite verbrauchen. Und das bei potenziell tausenden Aufrufen am Tag.
Fazit
Wir dachten, wir wären schon auf einem guten Weg. Aber erst durch den Test haben wir gemerkt, wie viel noch offen war. Es lohnt sich, die eigene Seite zu prüfen – und bei Bedarf anzupassen.
Denn nachhaltiges Webdesign ist kein Add-on. Es ist Teil guter Webentwicklung.
Wenn ihr eigene Seiten betreibt oder entwickelt: Testet sie. Und falls ihr schon Erfahrungen gesammelt oder Fragen habt – wir freuen uns über Austausch.
Bild: Pexels